Genderdysphorie und Transsexualismus

In der psychotherapeutischen und medizinischen Behandlung von Menschen, die sich nicht ihrem Geburtsgeschlecht zugehörig fühlen, kam es in den letzten Jahren zu einem weitreichenden Paradigmenwechsel. Neue Begriffe wie transident, Transgender, genderqueer oder geschlechtsinkongruent haben sich etabliert. Zudem verorten sich immer mehr Personen hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität weder als ausschließlich männlich noch weiblich, sondern als non-binär. Aufgrund neuerer sexualwissenschaftlicher Erkenntnisse und veränderten gesellschaftlichen Sichtweisen haben sich die Standards der Diagnostik und Behandlung im Be-reich der Transgender-Gesundheitsversorgung verändert. Dieses reformierte Verständnis bildet sich auch im ICD 11 ab, wo die Diagnose Transsexualismus durch den Begriff der Geschlechtsinkongruenz ersetzt wurde.

Im Vortrag werden die Ergebnisse der aktuellen Behandlungsleitlinien zur Diagnostik und zur Phänomenologie sowie Aspekte der psychotherapeutischen und medizinischen Behandlungsmöglichkeiten für diesen Personenkreis dargestellt. Es wird insbesondere auf die differentialdiagnostische Abgrenzung zur Borderline-Persönlichkeitsstörung eingegangen.

Dr. med. Werner Ettmeier, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Promotion auf dem Gebiet der Psychoneuroendokrinologie, Facharztausbildung am Max-Planck-Institut für Psychiatrie München und im Klinikum rechts der Isar der TU München, Weiterbildung in Sexualmedizin.

Tätigkeit als ärztlicher Psychotherapeut in eigener Praxis von 1998 bis 2024, derzeit Privatier.

Seit 2007 Moderator des „Qualitätszirkels Geschlechtsinkongruenz München“, mehrjährige Vortragstätigkeit sowie Dozententätigkeit an der Kirinus Akademie, Mitglied des Vorstands des Fördervereins des Qualitätszirkels Geschlechtsinkongruenz München.

Mitarbeit an der Erstellung der AWMF-S3-Behandlungsleitlinie „Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit“ (2028) und der AWMF-S2k-Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter“ (2025) als Mandatsträger der Deutschen Ärztlichen Gesellschaft für Verhaltenstherapie DÄVT.