Stürze - Die Angst als ständiger Begleiter

Die Angst und die Furcht vor dem Stürzen sind bei vielen älteren Menschen ständige Begleiter im Alltag. Und das kommt nicht von ungefähr: Nahezu jeder Dritte der über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal pro Jahr. Diese Stürze können gravierende Folgen haben: Frakturen, Operationen, lange Klinikaufenthalte bis hin zu einer dauernden Pflegebedürftigkeit. Wichtigste Vorbeugemaßnahme: In Bewegung bleiben.

Gangstörungen gehören zu den komplexesten Krankheitsbildern in der Medizin, die vor allem bei Älteren häufig mehrere Ursachen haben können. Neurologen, Internisten, Orthopäden, Hausärzte, Psychiater und insbesondere Geriater müssen deshalb eng zusammenarbeiten um die Ursachen der Gangstörungen zu diagnostizieren und die richtige und umfassende Behandlung zu koordinieren.

In der Realität finden diese fachübergreifenden Bemühungen noch nicht die ausreichende Aufmerksamkeit. Gangstörungen mit der folgenreichen Sturzgefahr werden noch immer eher als lästige aber kaum zu beeinflussende Beschwerde des Alters gesehen.

Fast alle Menschen über 85 Jahre haben einen auffälligen und unsicheren Gang. Anhand des Gangbildes kann der Arzt bereits Hinweise auf die ursächliche Grunderkrankung finden. Es sollte dann eine orthopädische Abklärung erfolgen, wenn Gelenkprobleme – insbesondere der Hüft- und Kniegelenke – vorliegen. Steht jedoch eine Gangunsicherheit im Vordergrund, sind der Neurologe, der Internist und der Geriater die richtigen Ansprechpartner. Insbesondere die geriatrische Medizin stellt sich der Aufgabe, den oft multimorbiden Patienten ganzheitlich zu betrachten und zu behandeln. Hierbei werden auch Gangstörungen berücksichtigt, die durch Stressbelastung, Schlafstörungen oder als Nebenwirkung von Psychopharmaka und Schlaftabletten auftreten.

Kommt es im Dunkeln oder auf unebenem Boden zu einer deutlichen Zunahme der Gangstörung, liegt häufig eine Erkrankung der Beinnerven vor, eine sogenannte Polyneuropathie. Diese findet sich nicht selten bei Diabetikern oder nach jahrelangem übermäßigem Alkoholkonsum.

Treten Gangstörungen nach einer längeren Gehstrecke auf, oft zusammen mit Wadenkämpfen, so können diese Hinweise auf eine Durchblutungsstörung der Beine sein.

Stehen dagegen Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule mit Ausstrahlung in das Gesäß im Vordergrund, könnte auch eine sogenannte Spinalkanalstenose, eine Einengung des Rückenmarkkanals, die Ursache sein.

Auch bei der Parkinson-Erkrankung leiden die Menschen unter einer Gangstörung. Kleinschrittig, vornübergebeugt mit eingeschränkten Armschwingungen, so sieht das charakteristische Gangbild des an Parkinson Erkrankten aus.

Sehr häufig bleibt bei Älteren, die einen oder bereits mehrere Stürze erlitten haben, eine chronische Sturzangst. Eine eingeschränkte Mobilität, soziale Isolation und eine deutlich reduzierte Lebensqualität sind die Folgen. Gerade aus diesen Gründen heraus ist es von großer Bedeutung, diese Sturzangst zu behandeln. Eine Kombination aus Physiotherapie, Verhaltenstherapie und medikamentöser Behandlung kann hierbei durchaus Erfolge zeigen.

So verschieden die Ursachen einer Gangstörung mit der einhergehenden Sturzgefahr sein können, so verschieden sind auch die Therapieansätze. Immer bedarf es einer multimodalen, über die Fachgrenzen hinausschauenden Betreuung. Diese wird durch die Geriatrie, der auf die besonderen Bedürfnisse der Älteren spezialisierten Medizin, gewährleistet.